Nachbereitung des IUG-Workshops "Informatik und Ethik "vom 16.11.1998

 

Einleitung

Unser Ziel für diesen "Informatik und Ethik"- Workshop war zum einen, Euch einen tieferen Einblick in dieses Problemfeld zu ermöglichen, zum anderen, jeden einzelnen zum Nachdenken über seine Entscheidungsmöglichkeiten und seine Standpunkte in diesem Spannungsfeld zu bewegen. Traumvorstellung unsererseits war, daß am Ende einjeder mit einem persönlichen 'Katalog' an ethischen Leitlinien (vgl. Ethische Leitlinien der Gesellschaft für Informatik e.V.; In:Studienbrief "Ethik und Informatik" S.113), bzw. Vorrangregeln für Konfliktsituationen ( vgl. H.Lenk, In: ebenda S. 68), sowie satt und zufrieden nach Hause geht. Allerdings wollten wir den Abend offen gestalten und diese Leitlinien nicht schon im Vorab bekannt machen um Euch nicht zu beeinflussen.

( Tip: Habt Mut einen Workshop sich frei entwickeln zu lassen. Wir haben Euch trotz unserer guten Vorsätze, und wir haben uns redlich bemüht, zu sehr geführt )

Der grobe Ablauf sah folgendermaßen aus:

1. Bestimmung des Selbstverständnisses des Informatikers um sein Aufgaben-

und Verantwortungsfeld abzustecken.

2. Theoretische Einführung in die Ethik und Erarbeitung der Schnittmenge von

Informatik und Ethik.

3. Umsetzen des Erarbeiteten in die Praxis mittels eines Rollenspiels.

Ergebnisse

zu 1:

Um das Selbstverständniss des Informatikers zu ermitteln sollte jeder Teilnehmer im polarisierten Feld "Wissenschaftler versus Programmierer" (s.u.) seine Ist-Position angeben. Darüber hinaus sollte er/sie auch noch markieren, wo seiner Ansicht nach die Gesellschaft die Stellung des Informatikers sieht.

Das Ergebniss lieferte eine deutliche Diskrepanz zwischen Schein und Ist -

Zustand:

Allerdings wird auch deutlich, daß sich die Informatiker eher dem verantwortungsbewussten Wissenschaftler, als dem reinen Programmierer, der nur Auftragsarbeiten ausführt, zuordnen.

 

 

 

zu 2:

Mit Bezug auf die ethische Leitlinie von Imanuel Kant - " Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte" - haben wir in einer grossen Runde bestimmt, was unser Handeln beeinflusst:

Anschliessend wurde in kleinen Arbeitsgruppen einzelne Punkte herausgearbeitet, an denen der Informatiker an ethische Grenzen / Fragen stößt. Hier eine Zusammenstellung Eurer Vorschläge:

à Internet: freie Meinungsäußerung vs. Hetzpropaganda

à Betreung von Webzugängen für Jugendliche (z.B. an Schulen); Jugendschutz.

à Vernetzung: Datenspionage, Datensabotage

à Datenschutz, Grundrechte des Individuums

à Roboternavigation: Postverteilung vs. Minen legen

à Problemkreis der militärischen Nutzung

à Schnelle Algorithmen fordern Mißbrauch heraus

à Industrie: Vermarktbarkeit vs. Qualität (Günstig vs. Bugfreiheit/ gutes Design)

à Medizin: Wer hat die Entscheidungsdelegation (Ressourcenallokation) ?

 

zu 3:

Die Zeit für die anschliessenden Rollenspiele war leider viel zu kurz. Ein Großteil der verbleibenden Zeit wurde von der Charakterisierung der einzelnen Rollen ( Chef, Marketingleiter, Informatiker, Finanzleiter), sowie der Rollenzuweisung aufgebraucht. Unser angestrebtes Ziel ( siehe Einleitung ) konnten wir somit nicht ganz erreichen. Dennoch hoffen wir, daß ihr in der Diskussion um die konkrete Situation und Rollenzuordnung einen Einblick in die Komplexität der Aspekte, die Euer Handeln beeinflussen, bekommen habt.

Zum Schluss noch einige Statements aus der abschliessenden Diskussion, zum Nach- und Weiterdenken:

à "Informatiker hat zuwenig Wissen, Erkenntnisse ...Überblick um

Entscheidungen treffen zu können."

à "Dürfen Maschinen Entscheidungen treffen, wenn es um Leben und Tod geht ?"

à "Gesteigerte Komplexität bewirkt auch gesteigerte Fehleranfälligkeit."

à "Informatiker verstecken sich hinter der Technik."

à "Bevor man es schlecht macht, macht man es lieber gar nicht."

Feedback

Hier noch einige Punkte, die im Feedback angesprochen wurden und nützliche Tips für die Zukunft sind:

- Stellt genaue Fragen. Eine Frage die erläutert werden muss, ist eine schlechte

Frage.

- Gebt präzise Anleitungen bzgl. der Vorgehensweise, damit sich die Teilnehmer

auf das wesentliche konzentrieren können.

- Haltet Eure Vorträge wirklich kurz. Sie werden sowieso immer länger als

geplant.

- Für ein Rollenspiel sollte man sich genügend Zeit nehmen und die Rollen klar

definieren, was nicht heisst sie einfach vorzugeben.

- Nehmt Euch so gut es geht raus und lasst die Eigendynamik eines solchen

Workshops zu.

- Die Moderatoren sollten nicht mitdiskutieren.

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Viel Spass beim vorbereiten des nächsten Workshops und Alles Gute,

à à à