Objektive

Aufgaben der Optik / der Objektive

Die Optik hat mehr Aufgaben, als man zunächst vermuten würde:

  • Abbilden des Motivs auf den Sensor - Der Punkt dürfte einleuchtend sein. Hierbei tauchen aber schon die ersten Probleme auf: Der Sensor ist (fast immer) eine plane Fläche, die Optik hätte aber systembedingt lieber eine gewölbte Fläche (Innenseite einer Halbkugel), um darauf abzubilden. Das stellt somit die erste Herausforderung für die Ingenieure dar und ist einer der Gründe, warum viele Objektive dazu neigen, zum Rand hin eher unscharf zu werden. Dazu kommt, dass das Licht eine "blöde" Eigenschaft hat, es wird am Glas der Linsen nämlich nicht "gleichmäßig" gebrochen, sondern abhängig von der Frequenz / Farbe des Lichts. Natürlich versucht man auch diesen Effekt zu minimieren, was davon übrig bleibt führt dann zu den berüchtigten "Chromatischen Aberationen" ("CA"), also Farbrändern an harten, kontrastreichen Kanten.
  • Blende - Mit der Blende wird die Abbildung des Motivs massiv beeinflußt. Es handelt sich hierbei eigentlich nur um eine einstellbar große Öffnung, durch die das Licht im Objektiv hindurchgeleitet wird. Früher war diese - soweit vorhanden - einfach mechanisch an einen entsprechenden Einstellring gekoppelt, so dass der Fotograf die Größe der Öffnung der Blende von Hand einstellen konnte. Heutzutage haben die meisten Objektive schon gar keinen Blendenring mehr. In modernen DSLR schaut man stets bei maximal geöffneter Blende durch den Sucher, egal was für eine Blende man eingestellt hat. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist das Sucherbild heller, zum anderen erkennt nicht nur der Fotograf, sondern vor allem der Autofokus viel besser, ob die Fokusebene richtig liegt, da der Schärfebereich um diese bei grösserer Blendenöffnung ja weniger tief und damit sichtbarer ist. Beim Auslösen schnappt dann die Blende zum eingestellten Wert ("Schnappblende").
     Die Blende definiert somit immer die Menge an Licht, die in die Kamera fallen kann. Eine möglichst große maximale Blendenöffnung (kleiner Blendenwert) ist daher für jedes Objektiv wünschenswert. Allerdings benötigt die Optik dann auch um so größere Linsen (sehr teuer) und die ganze Konstruktion wird technisch immens schwierig zu bewältigen. Daher können billige Optiken die Blende meist nicht besonders weit öffnen und selbst sehr teure Objektive werden meist erst nach dem Abblenden um 1-2 Blendenstufen wirklich scharf.
     Eine kleine Blendenöffnung erhöht die Schärfentiefe im Bild. Leider klappt dies aber nur bis zu einem gewissen Grad, da das Licht auch hier eine blöde Eigenschaft aufweist. Wird die Blende zu klein, wird das Licht "gebeugt", so daß die Abbildung insgesamt wieder unschärfer wird, obwohl eigentlich die Schärfentiefe steigen würde. Daher bieten normale Objektive nur Blenden bis zu einem Blendenwert von etwa 22 bis manchmal 34. In einem Sonderfall - bei Makroobjektiven - aber auch bis Blende 45 und darunter! Denn obwohl das Bild hier insgesamt ebenfalls unschärfer wird, ist bei Makros das größere Problem die ungeheuer geringe Schärfentiefe, so dass man eben auch "weiche" Bilder in Kauf nimmt, wenn damit wenigstens ein vernünftiger Teil des Bildes überhaupt scharf wird.
     Die Form der Blende beeinflußt das Aussehen des fertigen Bildes: In unscharfen Teilen des Bildes erhalten vor allem helle Lichtpunkte vor dunklem Hintergrund die Form der Blende. Wird die Blende im Objektiv nur mit beispielsweise 5 Blendenlamellen realisiert, sieht man in solchen Fällen deutlich die fünfeckigen Unschärfe"scheiben". Daher verwenden bessere Objektive mehr Blendenlamellen und runden diese sogar noch ab, um möglichst nahe an eine kreisrunde Öffnung heran zu kommen.
  • Einstellen der Brennweite / "Zoomen" - Falls man keine Festbrennweite hat, kann man die Brennweite variieren, wozu in der Optik Elemente verschoben werden müssen. Dabei sollten natürlich alle anderen Eigenschaften möglichst gleich bleiben, was technisch eine ziemliche Herausforderung ist. Daher neigen viele Zoom-Objektive dazu, die beste Abbildungsleistung nur bei bestimmten Brennweiten zu erreichen. Überhaupt sind Zoomobjektive aus diesem Grund meist nicht so gut / scharf, wie Festbrennweiten.
  • Einstellen der Schärfeebene / "fokusieren" - Wenn man nicht wie bei den alten Schnappschußkameras oder vielen Handykameras eine Fixfokus-Optik hat, muss man per Fokusrad oder Autofokus festlegen, in welcher Entfernung zur Kamera das Bild scharf erscheinen soll. Dies bedeutet aber für die Optik wieder, dass Linsen verschoben werden müssen um die richtige Schärfeebene auf den Sensor scharf zu bekommen - natürlich wieder ohne dabei die anderen Eigenschaften des Objektivs zu verändern.
  • Autofokusmotor - Falls das Objektiv Autofokus unterstützt, muss normalerweise ein entsprechender Motor mit in der Optik untergebracht werden. Bei manchen Marken saß dieser Motor auch im Kameragehäuse und wurde über ein Gestänge an die Optik angekoppelt, aber diese Methode ist inzwischen sehr aus der Mode gekommen, obwohl beispielsweise bessere Nikon-Modelle noch immer solch einen Motor besitzen. Üblich ist inzwischen entweder ein Mikromotor oder ein Ultraschallantrieb im Objektiv, wobei letztere schneller und leiser sind und zudem auch noch problemlosen manuellen Eingriff erlauben, ohne den Motor / die Mechanik zu beschädigen, was beim Mikromotor durchaus passieren kann. Leider sind Ultraschallmotoren ("USM") noch teurer und bei günstigen Objektiven eher die Ausnahme. Dies ändert sich aber gerade.
  • Bildstabilisation / Verwackelungsschutz - Sofern vorhanden und noch nicht im Body realisiert, muss diese ja ebenfalls in die Objektive integriert werden. Die Technik hinter der Bildstabilisation ist ziemlich komplex und führt ein weiteres bewegliches Element in das Objektiv ein, mit allen damit verbundenen Herausforderungen. Um im Gegensatz zu den übrigen Punkten muss das Objektiv hierfür sogar über eigene Sensoren und Elektronik verfügen, um die Bewegungen der Kamera feststellen und ausgleichen zu können. In besseren Objektiven gibt es meist sogar mehrere Stabilisations-Modi, etwa einen zusätzlichen speziellen Modus für Schwenks oder auch eine Stativerkennung, denn ein Bildstabilisator "bewegt" ja das Bild auf dem Sensor, um Wackler auszugleichen - gibt es aber nichts auszugleichen (auf dem Stativ), kann die Bildstabilisation sogar kontraproduktiv sein.
  • Verkippen / Verscheeren der Schärfeebene - Das können fast nur spezielle und sehr teure Tilt-/Shift-Objektive. Die Optik kann dabei seitlich aus dem Zentrum heraus verscheert bzw. sogar gekippt werden. Dadurch werden verzerrte Abbildungen möglich, die sonst nur durch verlustreiche Berechnungsschritte in der elektronischen Bildverarbeitung nachgeahmt werden können - oder auch gar nicht. Besonders häufig werden diese Objektive in der Architekturfotografie eingesetzt, um "stürzende Linien" / unerwünschte Verzerrungen zu verhindern / auszugleichen. Dies kann aber auch per Software errechnet werden, wenn man Qualitätseinbußen in Kauf nimmt. Eine im Raum diagonal verkippte Schärfeebene läßt sich aber auf keinem anderen Weg erreichen. Neben den extrem teuren, dezidierten Tilt-/Shift-Objektiven können auch einige günstige "Experimentierlinsen" (etwa "Lensbaby-Linsen") oder Objektive an einem Balgen den Effekt erreichen - allerdings meist unter Qualitätseinschränkungen und insgesamt eher "künstlerischem" Anspruch.

Objektivtypen

Hauptsächlich werden Objektive nach ihrem Anwendungszweck unterschieden, aber auch die technische Ausführung fließt mit ein:
  • Festbrennweiten vs. Zoomobjektive - Zunächst gab es nur Festbrennweiten, da diese viel einfacher zu designen ("zu rechnen") sind. Inzwischen ist die Nachfrage nach Zoomobjektiven so viel größer, dass die Festbrennweiten nur noch außerhalb des Massenmarktes überleben: Entweder bei Spezialobjektiven (Makroobjektive, Tilt-/Shift-Objektive, etc...), extrem lichtstarken Profiobjektiven, extreme Telebrennweiten / Weitwinkel oder als besonders billige Nachbauten von solchen.
  • Brennweitenbereich - Als Hauptunterscheidungsmerkmal der Objektive dient deren Brennweite bzw. deren Brennweitenbereich bei Zoomobjektiven. Über die genauen Grenzen der Bereiche kann man streiten, jedenfalls hat sich folgende grobe Unterteilung durchgesetzt:
    • Normalbrennweite - Bei Kleinbild sieht man eine Brennweite von 50mm als "normal" an, da diese dem natürlichen Seheindruck des Auges am nächsten kommt. Durch den Cropfaktor kann man inzwischen auch andere Brennweiten als Normalbrennweiten bezeichnen, wenn der Bildwinkel nach dem Crop in etwa bei 50mm landet.
    • Weitwinkel - Eigentlich alles was kleinere Brennweiten wie die Normalbrennweite hat. In der Praxis aber eher erst unterhalb von ca. 35mm Brennweite, also ab einem diagonalen Bildwinkel ab ca. 60 Grad. Außerdem werden extrem kurze Brennweiten meist in eine extra Kategorie ausgelagert, siehe unten.
    • Superweitwinkel / Ultraweitwinkel / Fischaugen - Ab einem diagonalen Bildwinkel von ca. 80 Grad spricht man von Superweitwinkel oder Ultraweitwinkel. Je nach Cropfaktor erreicht man dies bei Kleinbild unterhalb von 24mm, bei APS-C unterhalb von ca. 16mm. Bei Fischaugen handelt es sich um Weitwinkelobjektive ohne Krümmungskorrektur, d.h. alle Geraden, die nicht direkt durch die Bildmitte laufen werden zu Kurven verkrümmt. Außerdem decken Fischaugen oft nicht die ganze Sensorfläche mit dem Bild ab, d.h. man hat oft nur ein kreisförmiges Bild in der Mitte. Daher sind die Anwendungsmöglichkeiten der Fischaugen-Objektive auch eher begrenzt.
    • Teleobjektive - Alles mit größerer Brennweite als Normalobjektive wird als Teleobjektive bezeichnet. Auch hier wird weiter unterteilt:
      • Leichte Teleobjektive - Auch als "Portraitbrennweiten" bezeichnet, da sich diese verzerrungsarmen Brennweiten für Portraits anbieten und dafür viel eingesetzt werden. Liegen bei Kleinbild im Bereich von ca. 80mm bis ca. 100mm Brennweite, manchmal werden auch bis zu 135mm Brennweiten mitgezählt.
      • "Normale" Teleobjektive - Decken dann den Bereich darüber bis ca. 200mm-300mm Brennweite bei Kleinbild ab.
      • Superteleobjektive - Bei Kleinbildkameras läuft alles über 200-300mm unter dieser Bezeichnung.
  • Linsenobjektive vs. Spiegelobjektive - Spiegelobjektive sind ziemliche Exoten, da sie viele Einschränkungen haben, etwa die fehlende Blende oder die Ring- bzw. "Donut"-förmigen Unschärfescheiben. Die Masse der Objektive sind heute Linsenobjektive.
  • Makroobjektive - Bei Makroobjektiven ist der Mindestabstand, den das Objektiv noch scharfstellen kann, deutlich verringert, so dass das Bildmotiv einen für seine Größe verhältnismäßig großen Teil des Bildsensors abdeckt, also etwa eine Biene, die das ganze Bild bedeckt. Dementsprechend wird ein Bild eines Makroobjektivs bei Ausdruck des Bildes eine Vergrößerung der Realität darstellen. Um die technische Herausforderung dabei überhaupt meistern zu können, sind Makros normalerweise Festbrennweiten.
     Früher reichte es schon, wenn eine Optik das Motiv mit einem Abbildungsmaßstab von 1:4 auf dem Sensor abbilden konnte, also etwa eine 4cm lange Raupe auf dem Bildsensor ein 1cm langes Bild erzeugte, um als Makro durchzugehen. Heutzutage werden von den meisten Fotografen eigentlich nur noch Abbildungsmaßstäbe von 1:1 oder besser als Makro bezeichnet, nur halten sich viele Firmen nicht daran. Daher findet man oft Zoomobjektive mit einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2 oder sogar nur 1:3, die sich als "Makro" bezeichnen.
     Makros mit einem Abbildungsmaßstab von mehr als 1:1, die also noch mehr vergrößern, werden als "Lupenobjektive" bezeichnet. Diese sind aber selten und sehr teuer.
  • Tilt-/Shift-Objektive - Ermöglichen das Verscheeren und Verkippen der Schärfeebene. Sehr speziell und sehr teuer.
  • Film-Objektive - Obwohl man als Fotograf viel mehr mit Fotoobjektiven in Berührung kommt, überschneiden sich die Welten von Film und Foto zunehmend, da eben die Filmfähigkeit moderner DSLR so gut geworden ist, dass sogar Profis teilweise auf DSLR für Filmprojekte zurückgreifen. Aber wo liegt dann der Unterschied, wenn beide Objektivtypen ja an der selben Kamera betrieben werden? Nun, zum einen sind Filmobjektive für gewöhnlich rein manuell zu fokussieren, einen ruckelnden Fokusmotor kann man beim Filmen nun gar nicht gebrauchen. Dann haben Filmobjektive zumeist einen stufenlosen, manuell einstellbaren Blendenring, also keine Rastpositionen an der Blende und schon gar keine Schnappblende. Da beim Filmen oft ein Assistent neben der Kamera die Schärfe nachzieht, befindet sich die Entfernungsbeschriftung des Fokusrings an der Seite des Objektivs, statt oben wie beim Fotoobjektiv. Und zu guter letzt befindet sich zumindest auf dem Fokusring, in vielen Fällen aber auch auf dem Blendenring, eine genormte Zahnung, über die ein externes Fokus-Mitführgerät das Objektiv "bedienen" kann. Zudem ist meist die Lichtstärke als "T-Wert" angegeben, im Gegensatz zum "F-Wert" bei Fotoobjektiven. Mehr dazu unter "Blende".
  • Vorsatzobjektive - sind eigentlich gar keine Objektive, sondern lediglich Erweiterungen für ein anderes Objektiv. In der Praxis sind dies oft billige Konstruktionen, meist nur einzelne Linsen, die auf das Filtergewinde des eigentlichen Objektivs aufgeschraubt werden. Die Qualität ist in der Regel eher zweifelhaft, obwohl es durchaus gute Linsen von namhaften Herstellern gibt, die dann auch am entsprechend viel höheren Preis zu erkennen sind.
     Es gibt Vorsatzlinsen, die den Mindestabstand verringern (um Makroobjektive zu ersetzen), Weitwinkel-Vorsatzlinsen, Televorsatzlinsen, etc...

Filter

Viele Filter sind bei der heutigen digitalen Fotografie mit den Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung eigentlich überflüssig geworden. Früher noch übliche Filter, wie etwa zur Anpassung der Farbtemperatur, sind heute schlicht unnötig. Auch die diversen Farbfilter, die bei der Schwarz-Weiß-Fotografie zur Kontraststeigerung eingesetzt wurden, kann heute ein Programm wie Adobes Lightroom zu 99% ersetzen. Es gibt aber noch immer gänzlich unersetzliche Filter:

  • Polarisationsfilter - Mit diesem Filter schränkt man die Polarisationsebenen des Lichts ein, welche auf den Sensor fallen dürfen. Dieser Vorgang kann nachträglich nicht mehr nachgeholt werden. Aber was bringt es? Nun, wenn Licht an einer nicht-metallischen Oberfläche reflektiert wird, richtet sich die Polarisationsebene des reflektierten Lichts nach dem Winkel der Oberfläche, an der reflektiert wurde. Dadurch kann man gezielt Lichtreflexe etwa von Wasseroberflächen oder Glasflächen verstärken oder verringern. Außerdem kann man das Grün von Pflanzen intensivieren, indem die Reflexionen (von Sonne oder Himmel) auf den Blättern reduziert werden. und das Blau des Himmels kann verstärkt werden.
      Es gibt zwei verschiedene Arten von Polfiltern: Linear- und Zirkular-polarisierte. Der Unterschied zwischen beiden habe ich hier erläutert.
  • Neutraldichtefilter - "Einfach" ein Graufilter, der einen Teil des Lichts verschluckt. Immer wenn die Umgebung sonst zu hell wäre, um beispielsweise mit einer schön weit geöffneten Blende zu fotografieren oder wenn man länger belichten möchte, als es die helle Umgebung gestattet, ist der ND-Filter durch nichts zu ersetzen.
  • Verlaufsfilter - Der Kamerasensor kann nur einen bestimmten maximalen Unterschied zwischen der hellsten Stelle im Bild und der dunkelsten Stelle auflösen. Man kann zwar durch kürzere Belichtungszeiten die hellste Stelle abdunkeln, so dass der Sensor damit klar kommt, aber dann ist die dunkelste Stelle unter Umständen einfach schon zu dunkel. Mit einem Verlaufsfilter kann man beispielsweise einen sehr hellen Himmel abdunkeln, damit der Helligkeitsabstand zum dunkleren Boden abnimmt und der Sensor beides wieder aufnehmen kann. Verlaufsfilter gibt es sowohl mit einer Seite Neutraldichtefilter und der andere Seite durchsichtig, oder auch mit einer Seite Farbfilter. Letztere lassen sich aber wieder per Software ersetzen, erstere nicht.

Die meisten erhältlichen Filter passen auf nur genau einen Filterdurchmesser, d.h. es sind runde (Glas-)Filter, die mittels passendem Gewinde direkt auf das Filtergewinde des Objektivs geschraubt werden. Polarisationsfilter und Verlaufsfilter sind dazu noch drehbar, um sie korrekt ausrichten zu können. Allerdings benötigt man für jedes Objektiv (wenn diese unterschiedliche Filtergewinde haben) jedesmal alle benötigten Filter neu.

Daher hat sich ein System der französischen Firma Cokin (auch über Nachbauten) weit verbreitet: Hierbei wird ein billiger (Metall-)Adapterring auf das Filtergewinde des Objektivs aufgeschraubt, an dem dann ein größerer Filterhalter befestigt wird. Man benötigt daher für jedes Objektiv nur noch den billigen Adapterring und kann dann alle Filter damit nutzen. Der Filterhalter ist als ganzes drehbar und in ihm werden die (hier rechteckigen!) Filtergläser so eingeschoben, dass sie sogar noch vertical verschoben werden können. Dadurch kann beispielsweise bei Verlaufsfiltern der Horizont nach Bedarf höher oder tiefer im Bild gelegt werden, was mit den klassischen aufgeschraubten Filtern unmöglich war. Zudem sind die Filter - ohne Fassung oder Gewinde - auch billiger zu produzieren und damit günstig in der Anschaffung. Für Polarisationsfilter gibt es auch eine runde, drehbare Variante der Filter (um diese auch gegen einen Verlaufsfilter verdrehen zu können). Ein wirklich brilliantes System - auch wenn ich mir bislang lediglich einen minderwertigen Nachbau leisten konnte...

Neben den oben erwähnten "unersätzlichen" Filtern gibt es viele, die zwar prinzipiell per Software emuliert werden können, was aber nicht bedeutet, dass sie völlig überflüssig wären, denn alles was man beim Fotografieren schon gleich "miterledigen" kann, spart einem nachher Zeit bei der elektronischen Nachbearbeitung. Daher können auch z.B. Farbfilter durchaus noch immer Verwendung finden - auch wenn man sie per Software ersetzen könnte. Darüber hinaus ist so mancher "Kreativfilter" auch gar nicht so einfach per Software zu emulieren...

Telekonverter

Eine wirklich sinnvolle Ergänzung, vor allem, wenn man bereits gute, recht lichtstarke Teleobjektive besitzt, aber noch näher an das Motiv heran möchte, als es die vorhandene Linse erlaubt. Ein Telekonverter "verlängert" die Brennweite um einen Faktor, meistens um den Faktor 1,4 oder 2. Allerdings geht dabei auch mindestens(!) eine komplette Blende an Helligkeit bei dem 1,4x Telekonverter verloren, beim 2x Telekonverter gehen sogar komplette zwei Blenden an Helligkeit verloren. Klingt harmlos, ist aber heftig:
 Hat man beispielsweise ein "normales" F4-5,6 / 70-300mm Objektiv, bedeutet eine Blende, dass man bei 300mm und Offenblende nur noch eine Blende 8 zur Verfügung hat, bei einem 2x Telekonverter sogar nur noch eine Blende 11 !! Das ist dann sogar zu viel für den besten Autofokus, d.h. es bleibt nur noch manuelles Scharfstellen.

Dass die Helligkeit "verloren" geht, ist leicht einzusehen, weil ja nur ein Teil des bisherigen Bildes (und damit nur ein Teil der Lichtmenge) auf dem Sensor landet, also muss es ja dunkler werden. Zudem kommen zusätzliche Linsen in den Weg des Lichts, die ja auch zusätzliche Reflexionen, Fehler und Lichtverlust bedeuten. Aber warum enthält ein Telekonverter denn überhaupt Linsen? Oder anders gefragt, was unterscheidet einen Telekonverter von Zwischenringen, die ohne Linsen auskommen und ebenfalls nur einen Teil des Bildes auf den Sensor abbilden und damit das Bild vergrößern, also im Prinzip das selbe tun? (Siehe nächster Punkt) Ganz einfach:
 Fügt man nur einen Zwischenring, also etwas Abstand zwischen das Objektiv und den Sensor, so wird nicht nur das Bild "aufgeweitet", so dass nur der mittlere Teil auf den Sensor fällt, sondern zusätzlich verändert (vergrößert) man den Abstand zum Sensor - und somit verschiebt sich die Fokusebene. Daher kann man mit Zwischenringen nicht mehr auf weit entfernte Dinge scharf stellen, die Optik im Telekonverter sorgt dafür, dass es dort eben noch geht!

Zwischenringe

Im Prinzip eine vereinfachte Form des Telekonverters: Zwischenringe enthalten keinerlei Optik, es sind nur leere Ringe, die etwas Abstand zwischen das Objektiv und den Sensor bringen. Dadurch wird das Bild, welches auf den Sensor fällt vergrößert, weshalb Zwischenringe auch verwendet werden, um Dinge vergrößert darzustellen. Allerdings führt das Fehlen jeglicher Linsen auch dazu, dass beim Verschieben des Objektivs sich die Fokusebene mitverschiebt. Dies führt dazu, dass die Mindestentfernung des Objektivs drastisch sinkt, aber leider auch die maximale Fokusentfernung. Daher kann man mit Zwischenringen nicht mehr auf entfernte Dinge fokussieren. Im Extremfall kann dies dazu führen, dass die maximale Fokusentfernung in das Objektiv hineinverlegt wird, d.h. in dem Fall kann man dann überhaupt nicht mehr scharfstellen.

Das Fehlen jeglicher optischer Elemente bedeutet aber auch, dass es pure Verschwendung ist, irgendwelche teuren Marken an Zwischenringen zu kaufen. Es müssen eigentlich nur drei Dinge beachtet werden:

  • Es sollte sich um Automatik-Zwischenringe handeln. Das bedeutet, dass die elektrischen Signale des Kamerabodys an das Objektiv weitergeleitet werden. Zwischenringe ohne diese Weiterleitung sind wesentlich billiger, aber mit vielen modernen Objektiven auch nur schlecht benutzbar, da moderne Objektive meist gar keinen manuellen Blendenring mehr besitzen. Da die Blendensteuerung vom Body aus elektrisch erfolgt, muss man dann immer mit offener Blende fotografieren, was gerade bei Makros (wegen der Schärfentiefen-Problematik) sehr ungeschickt ist.
  • Die Zwischenringe müssen für den richtigen Anschluß sein, also das richtige Bajonett verwenden. Sonst bringen sie einem nichts.
  • Die Zwischenringe müssen eine saubere (kratzfreie), sichere Verbindung herstellen. Das können zwar fast alle, aber falls man schwerere Objektive anschließen möchte, wäre es sinnvoll auf Bajonette aus Metall statt Kunststoff zu achten.

Umkehrring

Mit einem Umkehrring haben vermutlich die wenigsten schon einmal gearbeitet, obwohl er sehr günstig ist und notfalls sogar selbst mit überschaubarem Aufwand gebaut werden kann. Also, was ist ein Umkehrring und wozu benutzt man ihn?

Ein Umkehrring ist einfach ein Verbindungsstück, welches auf der einen Seite den Bajonettanschluß des jeweilgen Kamerasystems hat und auf der anderen Seite ein Filtergewinde, wie es etwa ein Polarisationsfilter für das entsprechende Objektiv haben würde. Damit kann man dann ein Objektiv mit der Filterseite, also der vorderen Seite, zum Sensor zeigend an der Kamera befestigen. Also quasi verkehrt herum. Aber wozu das denn?

Durch das Umdrehen des Objektivs, verändern sich auch die optischen Eigenschaften des Objektivs. Vor allem interessant sind dabei Weitwinkelobjektive. Nach dem Umdrehen erhält man ein starkes "Tele", welches zwar nicht auf größere Entfernungen scharf stellen kann, aber dafür schon wenige Zentimeter vor der Linse ein ungeheuer stark vergrößertes Bild scharf abbildet. Man kann sich so für kleines Geld ein sehr starkes Makroobjektiv "erschaffen".

Natürlich hat die Sache auch einige Haken:

  • Keine elektrische Steuerung durch die Kamera. Da das Objektiv umgedreht wurde, zeigen nun auch die elektronischen Kontakte in Richtung Motiv und somit weg von der Kamera. Wenn das Objektiv also keinen manuellen Blendenring besitzt, muss man mit Offenblende fotografieren; von Autofokus oder Bildstabilisation ganz zu schweigen.
     Es gibt zwar auch Umkehrring-Sets, die mit zwei Ringen an beiden Enden des Objektivs und einer elektrischen Verbindung zwischen beiden arbeiten, so dass dann die Blende wieder zur Verfügung steht, aber diese kosten etwa das 15fache (!) eines einfachen Umkehrrings!!!
  • Offene Bajonettseite des Objektivs. Die oft empfindliche Bajonettseite des Objektivs ist nun dem Motiv zugewandt, mit offen liegenden Anschlüssen, etc... Die Gefahr einer Beschädigung oder Verschmutzung ist somit deutlich erhöht, zumal der Witz der ganzen Anordung ja vor allem aus der geringen Entfernung des Objektivs vom Motiv herrührt - und man somit mit der empfindlichen Seite ganz nahe am Geschehen dran ist.
     Es gibt Auch günstige Schutzringe, welche man auf die Bajonettseite aufbringen kann, um den Anschluß zu schützen. Viele dieser Schutzringe bieten darüber hinaus auch gleich ein neues Filtergewinde, was mich zum nächsten Punkt bringt:
  • Fehlendes Filtergewinde. Da das Filtergewinde in Richtung Kamera zeigt, kann man nicht ohne weiteres einen Polfilter oder - siehe letzten Punkt - einen UV-Filter zum Schutz der Optik vorschrauben. Lösen kann man dies dann aber über die ebenfalls oben erwähnten Schutzringe.
  • Schlechtere Abbildungsleistung. Auch wenn die Qualität der mit dem Umkehrring erzeugten Bilder für die erreichbare Vergrößerung wirklich gut ist, krankt die Methode letztlich eben doch daran, dass das Objektiv umgedreht wurde und für diesen Zweck ursprünglich natürlich nicht entworfen / designt / gebaut wurde. Daher ist die Abbildungsqualität mit der eines echten Lupenobjektivs nicht vergleichbar.
  • Abhängig von Filterdurchmesser des Objektivs. Umkehrring sind leider von zwei Faktoren abhängig: Zum einen wie auch alle Objektive vom Bajonett des jeweiligen Kameraherstellers, aber eben zusätzlich auch noch vom Radius / Durchmesser des Filtergewindes des jeweiligen Objektivs. In der Kombination führt dies dazu, dass man im Alltag für fast jedes Objektiv einen anderen Umkehrring benötigt.

Lochkamera

Eine Lochkamera hat anstelle der Optik / des Objektivs nur ein sehr kleines Loch, zentral vor der lichtempfindlichen Fläche / dem Sensor. Es gibt solche "Lochblenden" / "Pin hole"-Objektive auch für Digitalkameras, welche man anstelle des normalen Objektivs verwenden kann.

Im Prinzip bildet eine Lochkamera das Bild fast genau wie ein normales Objektiv mit extrem klein gestellter Blende ab. Da aber absolut keine Linse enthalten ist, gibt es eben doch Unterschiede:

  • Im Prinzip unendliche Tiefenschärfe. Es gibt schlicht keine Schärfeebene, alles ist gleich scharf - oder genauer gesagt gleich unscharf. Die Schärfe der Lochkamera entsteht nämlich durch die Größe des Loches und dessen möglichst saubere, runde Form. Je kleiner und runder, um so schärfer wird das Bild. Oder besser - würde es werden, denn dummerweise kommt einem hier wieder die Wellenartigkeit des Lichts in die Quere, d.h. es gibt die berüchtigten Beugungseffekte am Rand des Loches, wodurch die Schärfe dann eben doch wieder begrenzt ist. Letztlich ist ein Bild einer Lochkamera viel unschärfer wie das einer Linsenkamera - falls letztere richtig scharf gestellt wurde.
  • Keine Chromatischen Aberationen. Einleuchtend: Da diese durch die unterschiedliche Brechung der verschiedenen Lichtfrequenzen am Glas der Linsen entstehen, hier aber gar keine Linsen beteiligt sind, gibt es auch keine Probleme damit.
  • Keine Mindestentfernung! Eine coole Eigenschaft: Die Lochkamera hat das Makro quasi schon gleich mit eingebaut. Da es keine Schärfeebene gibt, gibt es logischerweise auch keine Mindestentfernung, auf die man die Schärfeebene noch legen könnte...
  • Verzerrungen durch die Optik gibt es mangels Optik auch keine - oder genauer gesagt, es gibt natürlich schon eine, aber diese ist nur abhängig von der Form des Sensors und somit zumindest immer gleich.
  • Wie der Vergelich mit einem Objektiv mit extrem geschlossener Blende schon andeutet, sind Lochkameras extrem lichtschwach. Das liegt quasi in der Natur der Sache und ist somit auch unvermeidbar. Eine einstellbare Blende gibt es somit aber auch nicht.

Gegenlichtblende / Streulichtblende

Die Gegenlichtblende bzw. Streulichtblende ist ja nur eine Art röhrenförmige Verlängerung vorne am Objektiv. Der Begriff "Gegenlichtblende" ist dabei eher irreführend, "Streulichtblende" trifft den Zweck viel besser: Es geht darum, Licht, welches von außerhalb des im Motiv sichtbaren Bereichs auf die Frontlinse des Objektivs fällt, möglichst zu vermeiden / zu minimieren. Solches "Streulicht" steuert ja keine gewünschten Informationen zum Bild bei, sondern verursacht durch Streuung / Reflektionen innerhalb der Optik störende Lichtflecken / Flares und machen die komplette Abbildung insgesamt flauer, milchiger und kontrastärmer. Um dies zu vermeiden / zu minimieren, kann man eben vorne am Objektiv die Streulichtblende anbringen, welche den Winkel vor dem Objektiv, innerhalb dem Licht auf das Frontelement fallen kann, möglichst nahe an den tatsächlichen Sichtwinkel der Optik heranbringt. Alles was sich innerhalb des Motivs befindet, kann und darf die Streulichtblende aber nicht reduzieren, so dass Lichtflecken / Flares von Lichtquellen innerhalb des Motivs natürlich nicht beeinflußt werden.

Eine Streulichtblende kann natürlich nur dann etwas bringen, wenn sie auch richtig angebracht wird. Das ist jetzt keine Herausforderung, aber aus Bequemlichkeit verzichten viele Hobbyfotografen (und durchaus auch Profis) darauf, die Streulichtblende aufzusetzen. Je nach Lichtsituation kann dies zu deutlich schlechteren Bildern führen! In vielen Fällen wird die Streulichtblende bei Nichtbenutzung verkehrt herum auf dem Objektiv angebracht. In dieser Stellung bringt sie natürlich gar nichts - und trotzdem halten es wohl manche Fotografen für cool, mit solch einer verkehrt herum aufgesetzten Streulichtblende zu fotografieren. Jedenfalls sieht man dies immer wieder - obwohl es eigentlich nur peinlich ist.

Streulichtblenden sind meist aus Kunststoff, bei besseren Objektiven aber manchmal auch aus Metall. Es gibt auch Gummi-Streulichtblenden, die dann umgeklappt werden können, ohne sie andersherum aufschrauben zu müssen. Manche Blenden sind fest am Objektiv angebracht / integriert, die meisten gibt es aber separat zum Objektiv als Zubehörteil. Feste Blenden mögen in manchen Situationen praktisch sein, aber es kann auch zum Problem werden, wenn durch eine feste Streulichtblende das Filtergewinde am Objektiv kaum / nur sehr schlecht erreichbar ist oder ein Umkehrring oder eine Schutzkappe sich überhaupt nicht befestigen läßt.

Kurioserweise sind Streulichtblenden bei den Linsen der Kameraherstellern meist nur als teure zusätzliche Option erhältlich, während diese bei den Zweitmarken normalerweise zum Standard-Lieferumfang gehören.

Streulichtblenden gibt es in verschiedenen Formen. Die meisten sind einfach runde Zylinderabschnitte, aber fast genauso viele sind "Tulpenförmig" angelegt, um dem eben nicht runden, sondern rechteckigen Bildausschnitt Rechnung zu tragen. Bei beiden Formen verstärken aufgesetzte Streulichtblenden die Vignettierung der Objektive - zumindest im Weitwinkel. Bei Zoomobjektiven ist ohnehin vor allem das weitwinkeligste Ende des Zoombereichs von der Vignette betroffen, dafür hilft die Streulichtblende im Telebereich dann leider weniger, da sich die Streulichtblende der wechselnden Brennweite ja nicht anpassen kann.