Fotografie-Tipps

Wie bekomme ich die Schärfentiefe klein, für diesen hübsch unscharfen Hintergrund? ("Bokeh")

Um die Schärfentiefe klein zu bekommen, sollten

  • die Brennweite so groß wie möglich,
  • der Blendenwert so klein wie möglich und
  • der Abstand zum Motiv so klein wie möglich
sein. Den größten Einfluss haben dabei die Brennweite und der Abstand zum Motiv, da beide Quadratisch in die Rechnung eingehen, d.h. bei halber Entfernung zum Motiv oder bei doppelter Brennweite hat man jeweils nur noch ein Viertel der Schärfentiefe – aber diese beiden Faktoren ändern dummerweise auch das Motiv selbst. Daher hat man für ein absolut fixes Motiv stets nur die Blende um den Hintergrund weich zu zeichnen. Dies - und weil Profis noch immer sehr gerne Festbrennweiten einsetzen, so dass die Brennweite ohnehin nicht variabel ist - ist auch der Grund, warum man in Diskussionen über schönes „Bokeh“ fast nur von großen Blendenöffnungen liest. Die Blende geht dabei übrigens nur linear in die Rechnung ein, d.h. doppelte Blende halbiert die Schärfentiefe.

Wenn man etwas mehr Spielraum beim Motiv hat, man also z.B. ein Portrait auch mit einer größeren Brennweite aus einer größeren Entfernung schießen kann, bekommt man den Hintergrund auch ohne allzu große Blende schön unscharf. Hier sollte man stutzig werden: Wenn sowohl die Entfernung, als auch die Brennweite quadratisch in die Rechnung eingehen und man ja bei doppelter Entfernung zum Motiv auch die doppelte Brennweite benötigt, um das eigentliche Motiv gleich "bildfüllend" zu bekommen, dann müßten sich doch beide Werte aufheben? Tja, das ist tatsächlich auch so, die Schärfentiefe bleibt (in etwa) gleich groß, ABER die Größe der MAXIMAL großen Unschärfescheibchen hängt vom Blendendurchmesser - und der hängt von der Brennweite, nicht jedoch von der Motiventfernung ab, d.h. die Unschärfe fällt zum Horizont hin (bei maximaler Entfernung hinter der Fokusebene) bei einer größeren Brennweite wesentlich größer aus. Siehe unten.

Wenn man für eine Detailaufnahme ganz dicht an das Motiv heran muss, etwa für ein Makro, lässt der geringe Motivabstand die Schärfentiefe so sehr schrumpfen, dass dies schnell zum Problem wird. Bei einer Makroaufnahme eines Insekts ist die Schärfentiefe selbst bei einer Blende von 16 oft nicht einmal 1mm tief, so dass man dort eher das umgekehrte Problem bekommt – wie bekomme ich genügend von meinem Motiv überhaupt scharf abgebildet? Man kann sich das Problem leicht klar machen: Wenn ich mit einem 50mm Brennweite Makro ein Portrait in 3m Entfernung schieße, habe ich bei einer Blende von 2,8 auf einer APS-C Kamera knapp 50cm Schärfentiefe. Belasse ich alle anderen Einstellungen und reduziere lediglich den Motivabstand auf 30cm, so ist der Motivabstand nur noch ein Zehntel und somit die Schärfentiefe nur noch in etwa ein Hunderstel des vorherigen Wertes, also weniger als 5mm - und das, obwohl ich erst bei einem Maßstab von 1:5 bin!! Beim meist gewünschten Maßstab von 1:1 für ein Makro, muß ich auf etwa 10cm ans Motiv heran und es blebt dann nur noch etwas über einem Viertel Millimeter an Schärfentiefe übrig!! Das Abblenden auf Blende 22 bringt die Schärfentiefe in dem Fall gerade einmal etwas über die 2mm Marke.

Dass Kompaktkameras viel mehr Probleme haben den Hintergrund unscharf fallen zu lassen (im Vergleich zu DSLR), liegt somit vor allem an der geringeren Brennweite. Es gibt durchaus Kompakte und Bridge-Kameras mit beeindruckender Lichtstärke / Blendenwerten und trotzdem haben diese durch die geringeren Brennweiten (real, nicht die auf KB umgerechneten) in ihren Bildern stets deutlich größere Schärfentiefe und somit weniger weiche Hintergründe.

Aber WARUM ist die Brennweite so wichtig für die Schärfentiefe?

Dies hat mich lange gewurmt. Die Schärfentiefe ist ja keine mystische Größe, sondern ergibt sich rein geometrisch aus dem Gang der verschiedenen Lichtstrahlen vom Motiv durch die Optik auf den Sensor wie ich hier gezeigt habe. Wenn man sich dies aufzeichnet, sieht es zunächst so aus, als ob eigentlich nur der Durchmesser der Blende und der Motivabstand eine Rolle spielen, die Brennweite scheint zunächst völlig irrelevant. Also, woran liegt es dann?

Nun, die Brennweite fließt tatsächlich direkt in die Diskussion ein, wenn man bedenkt, dass der Blendenwert ja ein Quotient aus Blendenöffnungsdurchmesser und Brennweite ist. Also bedeutet eine „Blende F8“ bei 50mm etwas ganz anderes wie eine „Blende F8“ bei 300mm – die Blendenöffnung ist im zweiten Fall nämlich 6x so groß!! Dadurch hat die Brennweite einen sehr großen Einfluss.

Zum anderen kommt noch hinzu, dass der subjektive "Unschärfeeindruck" ja vor allem von der Größe der Unschärfescheibchen in den unscharfen Bereichen abhängt. Die Größe dieser Scheibchen liegt in der Fokusebene theoretisch bei Null und wächst dann langsam an, je weiter man sich von der Fokusebene entfernt. Nur hängt der größte Durchmesser der Unschärfescheibchen (bei der größten Entfernung, also "Unendlich" / am Horizont) vom Blendendurchmesser ab - und der hängt ja wiederum direkt an der Brennweite. Somit mag bei doppelter Entfernung zum Motiv mit gleichzeitig doppelter Brennweite die Schärfentiefe gleich bleiben, aber die subjektive Unschärfe hinter dem Motiv nimmt um das doppelte zu!

Man kann sich auch einfach vorstellen, dass bei gleicher Blende und gleichem Abstand zur Fokusebene alle Dinge abseits der Fokusebene tatsächlich immer gleich „unscharf“ sind (unabhängig von der Brennweite), diese mit einer größeren Brennweite aber „vergrößert“ dargestellt werden, so dass die Unschärfe sichtbarer wird. Ist nur eine unsaubere Gedankenstütze, hilft aber sich dies vorzustellen.

Wo kommt eigentlich der Unterschied (neben der Qualität des Sensors) zwischen einem Bild einer Vollformat DSLR mit „echten“ 50mm und einer Kompaktkamera mit 50mm Äquivalent her?

Eigentlich ist in der Kompakten die komplette Optik lediglich um einen bestimmten Faktor geschrumpft, also wo sollte ein unterschiedlicher Bildinhalt denn herkommen? Wenn wir von Beugungseffekten einmal absehen, sollte doch alles mitskalieren, so dass die kleinere Optik letztlich dasselbe Bildergebnis erzeugen müsste. So war zumindest meine erste Überlegung.

Das Problem dabei: Man „skaliert“ zwar die komplette Kameratechnik um den Sensor herum – nicht aber das Motiv. Es ist, als würde man mit seiner DSLR plötzlich ein viel größeres Motiv aufnehmen. Um zu einem vergleichbaren Ergebnis zu kommen, müsste man sich dann aber viel weiter vom Motiv entfernen – und der größere Motivabstand ändert natürlich die Darstellung, wie beispielsweise die Schärfentiefe im Bild.

Man könnte auch sagen, wenn die Kompaktkamera einer „geschrumpften“ Vollformatkamera entspricht, ist dummerweise der Motivabstand nicht mitgeschrumpft und sorgt so für ein anderes Ergebnis. Und wenn einem die eher technische Sichtweise liegt, kann man auch argumentieren, dass zwar der Öffnungswinkel der Optik der gleiche bleibt, aber die Brennweite deutlich geschrumpft ist – so dass die Schärfentiefe zunimmt. Letztlich liegt es also am Verhältnis von Brennweite zu Motivabstand, das sich ändert.

Was gibt es beim Kauf eines Stativs zu beachten?

Ich meine natürlich nicht die offensichtlichen Punkte, wie etwa den Preis, sondern wollte auf die Punkte hinweisen, die man oftmals übersieht. Und es geht hier nur um Dreibein-Fotostative, für Spezialstative wie Tischstative, Klemmstative, den Gorillapod, Lampenstative, oder ähnliches gelten natürlich ganz andere Anforderungen. Zuerst einmal sollte man sich darüber klar werden, wozu man das Stativ eigentlich verwenden will. Warum? Weil je nach der Antwort auf diese Frage ganz andere Anforderungen an das Stativ gestellt werden müssen – welche sich teilweise schlicht gegenseitig ausschließen! Einige Beispiele:

  • Fotografieren oder Filmen?
  • Wenn man hauptsächlich fotografieren möchte, bietet sich ein Kugelkopf an, beim Filmen (mit dem Foto) eher ein 3-Wege-Neiger. Beim Filmen hat man meist recht viel Zeit zum Auf- und Abbau, wackeln darf aber selbst während der Bedienung nichts, also darf / muss das Stativ sehr schwer sein, muss Erschütterungen sehr gut wegstecken und darf ruhig unhandlich / klobig sein. Beim Fotografieren kann ich die Kamera meist erst einmal ausschwingen lassen, ehe ich per Fernauslöser das Foto mache, das Stativ berührt da niemand mehr; dafür wechselt ein Fotograf meist häufiger den Standort wie ein Filmer…

  • Im Studio oder eher beim Wandern?
  • Im Studio spielt das Gewicht keine Rolle – oder eher eine positive, da ein schweres Stativ eher stabiler steht und weniger wackelt. Außerdem spielt das Packmaß dann überhaupt keine Rolle, d.h. idealerweise hat man dann gar nicht unterteilte Stativbeine, da diese damit weiter stabiler werden. Wenn man Outdoor, etwa beim Wandern, ein Stativ dabei haben möchte, sollte es logischerweise so leicht wie möglich sein und ein möglichst geringes Packmaß aufweisen. Es muss schließlich in / an den Rucksack passen und auch auf Flugreisen soll es das Gewichtslimit nicht unnötig strapazieren.

  • Eher Makroaufnahmen oder eher Langzeitbelichtungen am stürmischen Meer?
  • Im ersten Fall muss das Stativ bodennah einstellbar sein, die Winkel der Stativbeine sollten möglichst veränderbar sein, aber mindestens muss die Mittelsäule umkehrbar sein. Eine schwenkbare Mittelsäule wäre natürlich noch besser, aber die werden selten angeboten. Ebenfalls wäre für ganz bodennahe Aufnahmen auch eine verkürzbare Mittelsäule sinnvoll oder sogar die Möglichkeit, ganz ohne Mittelsäule mit einem Bodenadapter direkt auf der Stativschulter zu arbeiten.

    Im zweiten Fall muss das Stativ vor allem ungeheuer stabil stehen, weshalb dicke, schwere Stativbeine möglichst sogar mit einer Spinne zur Stabilisierung gefragt sind. Variable Beinwinkel bringen hier nichts, sind eher weniger stabil und daher nicht so geschickt. Außerdem sollte das Stativ einen Beschwerungshaken besitzen und braucht unter Umständen überhaupt keine Mittelsäule, da diese ohnehin zu wackelig wäre.

  • Eher Sportfotografie oder Makro?
  • Im Ersten Fall wäre vermutlich eine runde, drehbare Mittelsäule sinnvoll, um schneller schwenken zu können und das Stativ sollte sich möglichst zu einem Einbeinstativ umrüsten lassen, denn für ganz schnelle Vorgänge ist nur ein Einbein flexibel genug.

    Im Makro-Bereich sind oft nur winzige Änderungen erforderlich, Schnelligkeit ist unnötig. Ein Einbeinstativ ist hier unbrauchbar. Meist wird man für die Justage des Bildausschnittes auf dem Stativ ein 2- oder 4-Wege Makroschlitten angebracht haben, will man zusätzlich die Höhe anpassen ist es sehr ungeschickt, wenn man dabei versehentlich auch gleich den Ausschnitt verdreht, d.h. hier ist eine profilierte Mittelsäule, die man nicht drehen kann sinnvoll.

  • Eher Produktfotos / Makro oder eher Portraits?
  • Für Produktfotos oder Makros reichen meist geringe Auszugshöhen, es kommt eher darauf an, bodennah arbeiten zu können. Bei Portraits gibt es durchaus Szenarien, in denen man aus einer erhöhten Position Bilder vom Modell machen möchte, so dass eine große Auszugshöhe wichtig ist. Bodennahe Aufnahmen braucht man hingegen selten.

Ganz offensichtlich sollte ein Stativ immer so stabil und so wenig wackelig wie möglich sein, um seinen ureigensten Zweck erfüllen zu können. Aus diesen Grund sollte man, wenn man eine gewisse Mindesthöhe vom Stativ erwartet, immer nur auf die Schulterhöhe achten und nicht die Höhe mit ausgezogener Mittelsäule betrachten, da dabei das Stativ deutlich an Stabilität verliert.

Das angegebene Gewichtslimit des Stativs ist natürlich ein Hinweis darauf, wie stabil es ausgelegt ist; verlassen kann man sich darauf leider nur eingeschränkt. Vor allem muss man – wenn man nicht ohnehin einen eigenen / anderen Kopf verwenden will – immer die Belastungsgrenzen des Kopfes im Auge behalten: Jeder Kopf sackt nach, wenn man die Kamera fixiert hat; aber wenn bei einem billigen Kopf eine schräge Stellung überhaupt nicht fixiert werden kann oder das Nachsacken so heftig ausfällt, dass man stets höher ansetzen muss, um den gewünschten Ausschnitt zu erhalten, wird das Stativ zur Belastung.

Die meisten Stative werden aus Aluminium gefertigt bzw. zumindest die Stativbeine. Bei billigen Modellen kommt daneben viel Kunststoff zum Einsatz, was die Stabilität natürlich deutlich verringert, vor allem, wenn es tragende Teile (etwa im Stativkopf) betrifft. Dies ist nicht zu unterschätzen: Ein Stativ ist meist wirklich nur so stabil wie sein schwächstes Element. D.h. wenn alles wirklich recht stabil ausgelegt ist, das Hoch-/Querformat-Gelenk im 3-Wege-Kopf aber aus Plastik ist und weich nachfedert, ist das komplette Stativ nur sehr schlecht benutzbar! Ein gutes Stativ sollte ausschließlich tragende Elemente aus Metall verwenden. Ausnahme, gerade bei teuren Modellen: Beine und / oder Mittelsäule aus Karbonfaser, Basalt oder Holz. Aber auch dann sind Gelenke, Verbindungen und Kopf für gewöhnlich aus Stahl, Aluminium, Magnesium oder sogar Titan. Es geht dabei nur um tragende Teile; gegen Beschichtungen, Verkleidungen, Griffe, Kälteschutz oder Kratzschutz aus Kunststoff, Neopren, Gummi oder Kork ist natürlich nichts einzuwenden.

Um die Beine auszufahren und zu arretieren gibt es viele verschiedene Verfahren. Am häufigsten ist der Schnellverschluss per Stativbeinklemmung. Im Prinzip können diese auch aus Kunststoff durchaus stabil sein, solche aus Metall sind jedoch vorzuziehen. Außerdem ist es sinnvoll, wenn sich die Klemmung nachjustieren lässt, damit die Klemme nicht irgendwann ausleiert und nicht mehr hält. Am zweithäufigsten sind Drehklemmen anzutreffen. Diese sollten sich vor allem gut und leicht öffnen und schließen lassen. Es gibt noch zahllose andere Systeme, bei denen etwa alle Segmente mit einem einzigen Dreh / Griff gelöst / arretiert werden können. Idealerweise sollten die einzelnen Beinsegmente so leichtgängig sein, dass sie durch ihr Eigengewicht ausfahren, wenn die Arretierung gelöst wird und im arretierten Zustand sollten sie deutlich mehr als das Gewicht der Kamera plus schweres Objektiv und Blitz tragen können, ohne nachzugeben.

Eine Stativspinne (eine Verbindung zwischen den Beinen unterhalb der Stativschulter) ist sinnvoll, wenn man keine bodennahen Aufnahmen macht und stattdessen mehr Stabilität möchte. Die Spinne bringt wirklich einen merklichen Gewinn an Stabilität. ABER: Gerade die billigen Stative sind meist mit einer Spinne ausgestattet, weil dort die ganze Konstruktion so instabil ist, dass sie letztlich nur durch die Spinne aufrecht gehalten werden kann. D.h. die Spinne ist nur bei hochwertigen Stativen ein Zeichen für besondere Stabilität, sonst eher ein Zeichen für das Gegenteil!! Moderne Stative mit verstellbaren Beinwinkeln (und somit ohne Spinne) erreichen inzwischen eine Stabilität, die wirklich beeindruckend ist, d.h. man sollte sicher sein, dass man die Flexibilität der verstellbaren Beinwinkel wirklich nicht benötigt, wenn man zu einem Stativ mit Spinne greift.

Überklappbare Stativbeine sind leider erst bei relativ wenigen ganz neuen Modellen vorhanden, aber gleich mehrfach nützlich: Erstens (und dafür sind sie meist gedacht) ermöglichen sie ein sehr kleines Packmaß, da Mittelsäule und Kopf zwischen den Beinen „verschwinden“ können. Dann kann man diese Stellung bei manchen Stativen aber auch für eine schnelle Repro- bzw. Makro-Aufnahme ausnutzen. Vorsicht, das geht nicht immer, da sich die Beine in dieser Stellung oft nicht einrasten lassen. Als drittes kann man aber auch sehr bodennahe Aufnahmen realisieren, indem man das Stativ mit ein oder zwei überklappten Beinen quasi auf die Seite legt und somit mit der Mittelsäule nur knapp über dem Boden schwebt. Das geht eigentlich immer und ist ebenfalls sehr nützlich.

Teure Stative sind oft sogar gegen das Eindringen von Wasser, Sand, Dreck, etc… abgedichtet. Ein wirklich nettes Feature – nur meist sehr teuer. Daher lohnt dies wohl am ehesten für Profis, die ihr Stativ regelmäßig unter widrigsten Umständen verwenden müssen.

Bei besseren Stativen kann oft ein Bein und / oder die Mittelsäule in ein Einbeinstativ verwandelt werden. Ein nicht zu unterschätzendes Feature, schließlich erspart es einem den Kauf eines zusätzlichen Einbeins und im Zweifel hat man immer ein solches dabei, wenn man sein Stativ eingepackt hat.

Der Stativkopf muss austauschbar sein! Bei manchen Spezialstativen mag man einen fest installierten Stativkopf manchmal noch hinnehmen können, bei einem Dreibein in keinem Fall! Bei billigen Stativen kann man den Kopf oft nicht austauschen!

Das Stativ sollte den Kopf mit einer 3/8" Schraube befestigt haben, wenn ein Wechsel der Schraube auf 1/4" möglich sein sollte, umso besser. Manche Stative bieten auch 1/4" mit einem Adapter auf 3/8".

Stativköpfe selbst sind eine Wissenschaft für sich. Billige 3-Wege-Neiger sind oft nur wackeliger Schund aus Plastik, die das Stativ quasi unbenutzbar machen. Gute Köpfe hingegen kosten oft mehr als günstige Stative und werden daher selten im Bundle mit einem Stativ angeboten, d.h. bei solchen „Set-Köpfen“ muss man wohl fast immer Kompromisse eingehen. Wichtige Punkte: Ein reiner Kugelkopf ohne Panorama-Ebene erschwert das Anfertigen von Panoramen ungemein, das muss man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Ein 3-Wege-Neiger zum Filmen MUSS butterweich schwenkbar sein! Wenn der hakt oder klemmt kann man viele Aufnahmen einfach vergessen! Beim Fotografieren ist ein etwas hakender Kopf hingegen höchstens leicht störend, aber nicht fatal.

Ganz Wichtig: Die Schnellwechselplatte. Falls man schon ein System verwendet, sollte der neue Kopf entweder direkt eine passende / kompatible Wechselplatte verwenden oder er sollte sich entsprechend nachrüsten lassen. Der bei Profis weit verbreitete Arca-Swiss-Standard für Schnellwechselplatten hat natürlich Vorteile, etwa das große Angebot an kompatiblen Systemen, die gute Haltefähigkeit, etc…, aber da dieses System bei günstigen Stativen noch nicht ganz so häufig anzutreffen ist, muss man sich überlegen, wieviel Geld es einem wert ist. Solange die Verbindung wirklich stabil ist und nicht die Gefahr des Herausfallens besteht – und es sich schnell bedienen lässt – spricht nur wenig gegen andere Schnellwechselsysteme. Aber auch hier gilt: Bitte kein wackeliger Plastik-Kruscht, der einem nachher das ganze Stativ verhunzt.

Die Stativfüße sollten aus einem rutschfesten Gummi sein, um auch auf einem glatten Parkettboden oder einer Glasfläche guten Halt zu finden. Ideal ist es, wenn die Gummifüße für den Außeneinsatz auch gegen Stahl-Spikes ausgetauscht werden können – oder die Spikes aus den Füßen „herausgedreht“ werden können. Wenn die Gummifüße nur über die Spikes gestülpt werden, sollte Ersatz verfügbar sein, sonst kann man ein Shooting vergessen, nur weil man einen Gummifuß verloren hat und das Parkett nicht verkratzen darf!

Elektronische Bildverarbeitung

Erst die Nachbearbeitung der geschossenen Bilder per eletronischer Bildverarbeitung macht in vielen Fällen aus guten Bildern wirklich herausragende Aufnahmen. Dabei rede ich nicht davon, dass man Bilder tatsächlich manipulieren / inhaltlich verändern soll - auch wenn dies für künstlerische Bilder durchaus auch ein zulässiges Stilmittel ist - in den meisten Fällen genügen schon das geschickte Zuschneiden des Bildes, das Nachschärfen, das Aufhellen dunkler Bereiche, das Anpassen des Kontrasts, die Beseitigung eines Farbstiches und / oder das Erhöhen der Farbsättigung, um die Bildwirkung massiv zu verbessern. Ich will an dieser Stelle nicht verschweigen, dass Puristen selbst dies oft schon als "schummeln" bezeichnen würden, aber solange man sich wirklich auf das Anpassen von Ausschnitt, Farben (Sättigung und Farbstiche), Helligkeit, Kontraste und Schärfe beschränkt, kann man die Bilder sogar noch durch die strengen Kontrollen großer Bildagenturen oder wichtiger Wettbewerbe bekommen, ohne sich zu disqualifizieren. Vorsicht: Schon kleine Veränderungen - und wenn es nur das retuschieren einer störenden Mülltüte aus dem Bild heraus ist - machen aus einem Foto eine Montage, welche nicht mehr als dokumentarisch akzeptiert wird! Aber wer für das eigene Fotoalbum den Mülleimer neben dem Traumstrand verschwinden lassen möchte, soll das meiner Ansicht nach ruhig tun; wen sollte das stören?

Wenn es um das Bearbeiten von Bildern geht, taucht natürlich sofort ein Produktname auf, Adobe Photoshop. Ich will auch gar keine Schleichwerbung für das Programm machen, es ist nur derart verbreitet und so dominant am Markt, dass es schlicht unehrlich wäre, es zu verschweigen. Und - es ist einfach nur unglaublich gut. Ich will gar nicht zu sehr ins Schwärmen geraten, zumal ich mit den aktuellen Versionen von Photoshop auch überhaupt keine Erfahrung habe, aber schon meine Erfahrung mit den älteren Versionen, die wir im Geschäft einsetzen und all das, was ich so sehe und höre, lassen gar keinen anderen Schluß zu, als dass Photoshop aktuell schlicht das Maß aller Dinge ist; jeder Konkurrent muss sich mit ihm messen lassen.

Wie so oft, gibt es auch bei Photoshop leider einen Haken / Schönheitsfehler: Es ist verdammt teuer. Daher kommt man nicht umhin, um nach Alternativen zu suchen.

Die aktuell vermutlich bekannteste, kostenlose Alternative ist wohl Gimp. Genau wie Photoshop bietet Gimp einen ungeheuer großen Funktionsumfang, der die Bedürfnisse des durchschnittlichen Hobbyfotografen mehr als abdeckt. Gimp ist allerdings weniger leicht zu bedienen und kann aktuell viele professionelle Funktionen nicht oder nur teilweise anbieten, so dass diese Software für Profis kaum in Frage kommen dürfte - aber die haben ja auch das Geld, sich Photoshop zu leisten.

In der Spanne zwischen dem sehr teuren Photoshop und dem kostenlosen Gimp gibt es logischerweise zahllose Zwischenschritte. Ich kann, will und werde nicht anfangen, hier die unzähligen Programme aufzulisten und zu bewerten, zumal dies auch immer sehr subjektiv ist.

Speziell für die Fotoentwicklung

Bei den allermeisten Aufnahmen, die ein Fotograf so macht, benötigt er keine Werkzeuge zur Bildmanipulation, sondern kommt mit den oben erwähnten Korrekturen an Ausschnitt, Farben, Schärfe, etc... aus. Nun bilden diese Bearbeitungsschritte einen so speziellen, abgegrenzten Aufgabenbereich, dass ihn auch Photoshop in ein separates Modul von Photoshop ausgelagert hat, namens "Camera Raw". Der Name rührt übrigens daher, dass diese Modul speziell für das Einlesen von RAW-Dateien aus der Kamera entworfen wurde und beim Öffnen einer RAW-Datei automatisch gestartet wird. Hier sind dann noch spezielle Aufgaben für die Fotoentwicklung, wie die Korrektur von Objektivverzerrungen, das Beseitigen von Chromatischen Aberationen oder Anpassungen der Farbkorrektur enthalten, die im Hauptprogramm wenig sinnvoll wären.

Da Fotografen mit diesem Modul in den allermeisten Fällen wunderbar auskommen, verkauft Adobe dieses Modul unter dem Produktnamen Adobe Lightroom eben auch separat - und das dann sogar zu einem durchaus bezahlbarem Preis. Lightroom 5 habe ich mir direkt nach dem Erscheinen gekauft und es noch keinen Tag bereut. Wie gesagt, es ersetzt keinen Photoshop, aber in den allermeisten Fällen kann man alles nötige in Lightroom erledigen - und was dann noch zu tun bleibt, schafft man im Zweifel meist auch mit Gimp. So mache ich es meistens.

Auch für die RAW-Konvertierung gibt es durchaus sehr gute kostenlose Tools, etwa Raw Therapee, welches ich vor Lightroom genutzt habe, sowie einige andere recht gute Tools. Auch hier ist Lightroom wieder der Maßstab, an dem sich alle anderen messen lassen müssen, nur ist hier der Vorsprung von Adobe nicht ganz so groß, so dass hier auch persönliche Preferenzen eine Rolle spielen.

Panoramas erstellen

Über die Panorama-Fotografie könnte man problemlos eine eigene Webseite erstellen. Ganz so ins Detail will ich hier definitiv nicht gehen, im Folgenden geht es mir "nur" um simple Panoramen, wie sie Hobbyfotografen eben auf einem Berggipfel, am schönen Strand oder ähnlichem erstellen möchten.

Was ein Panorama ist, muss ich wohl niemandem erklären. Mit einer genügend kurzen Brennweite kann man auch ohne jede weitere Bearbeitung mit nur einem Bild schon ein gutes Panorama erstellen - nur hat jede Brennweite Ihre Grenzen und für gewöhnlich ist die kürzeste Brennweite im konkreten Fall dann eh' wieder nicht weitwinkelig genug... Also muss man improvisieren - und nimmt eben eine Serie von Fotos anstelle eines einzelnen Bildes auf. Dass zwischen den Aufnahmen sich möglichst wenig am Motiv verändern sollte, um die einzelnen Aufnahmen nachher gut zusammenfügen zu können, ist einleuchtend. Daher ist es auch immer problematisch ein Panorama von einem bewegten Motiv aufzunehmen, etwa einem Platz voller Menschen... Dass die einzelnen Aufnahmen sich leicht überlappen sollten, um das paßgenaue Aneinanderfügen zu erleichtern leuchtet auch ein. Aber was ist sonst zu beachten und wie geht es dann weiter?

Wenn es die Lichtverhältnisse zulassen, sollte man die Blende eher klein (größere Blendenzahl) wählen, weil sonst in jeder einzelnen Aufnahme eine sichtbare Fokusebene auftaucht, die sich nur schwer "zusammenbasteln" läßt, also besser möglichst viel scharf darstellen. Bei der Aufnahme sollten ja die einzelnen Bilder möglichst gleich gemacht werden. Am besten liest man daher in der gewohnten Automatik-Einstellung alle Einstellungen ab und überträgt diese in den manuellen Modus. Also Belichtungszeit, Blende, ISO, Belichtungskorrektur, Weißabgleich, etc... alles fix manuell einstellen und zwischen den Aufnahmen den Zoom nicht verstellen. Dann werden die Aufnahmen schon recht gut zusammenfügbar. Am besten setzt man die Kamera zudem auf ein Stativ und dreht dann sauber über eine feste Achse.

Hier will ich nur kurz auf den Begriff des "Nodalpunktes" verweisen. Wenn man diesen richtig einstellt (die Kamera richtig über der Drehachse des Stativs platziert), liegt die Drehachse der Aufnahmen genau in der Bildebene und die Aufnahmen lassen sich ideal zusammenfügen. In der Praxis ist für einen Amateur ein solcher Aufwand aber nicht erforderlich, denn der kleine Fehler, den man ohne Beachtung des Nodalpunktes in Kauf nimmt, gleicht die Software zum Zusammenfügen der Bilder problemlos wieder aus - zumindest bei den üblichen "normalen" Panoramen.

Software für das Zusammenfügen

Auch hier gibt es wieder zahllose Programme und diesesmal durchaus auch eine große Zahl sehr guter kostenloser Programme. Natürlich bietet auch Adobe Photoshop wieder eine sehr gute Funktion für diese Aufgabe, nur hier lohnt die Ausgabe wirklich nicht, da es beispielsweise von Microsoft eine phänomenal einfache, kostenlose Software namens Microsoft ICE (ICE = "Image Composite Editor") gibt, die wirklich ganz hervorragende Ergebnisse liefert.

Übrigens kann man Panoramen nicht nur "klassisch" für Landschaften verwenden, sondern beispielsweise auch in geschlossenen Räumen, wenn die Brennweite des mitgeführten Objektivs einfach nicht den großen Blickwinkel gestattete, den man eigentlich realisieren wollte. Ja sogar Fischaugen-Aufnahmen kann man so ohne Fischaugenobjektiv realisieren - falls es das Motiv gestattet und man sich an die notwendige Software herantraut. Und ganz generell bieten solch zusammensetzte Panoramen einen großen Vorteil, den keine noch so gute Linse bieten würde: Die deutlich größere Auflösung der Aufnahme. Setzt man viele Aufnahmen zusammen - nicht nur nebeneinander, sondern auch in mehreren Reihen übereinander - kann man ungeheuer hochauflösende Bilder realisieren, um etwa extrem große Drucke mit maximaler Auflösung erstellen zu können - etwa große Poster. So entstanden etwa hoch aufgelöste Panorama-Poster über eine komplette Breite der Wohnzimmerwand bei mir zuhause mit meiner alten 8 Megapixel-Bridge-Kamera! Die populären Gigapixel-Aufnahmen im Internet sind ausnahmslos alle so entstanden.