Stative

Stativtypen

Es gibt unterschiedlichste Stativtypen:

  • Bohnensack - Die vermutlich einfachste Form der Stabilisation: Man nehme einen Sack mit einer Füllung aus getrockneten Bohnen, Linsen, Erbsen, Reis, Getreide, Kies oder ähnlichem. Packt man diesen an jene Stelle, von wo man die Aufnahme machen möchte, entsteht eine stabile, saubere Unterlage, auf die man die Kamera legen kann - und durch drücken kann man diese dann auch noch etwas ausrichten. Sehr simpel, billig (kann man auch selbst basteln), aber durchaus für viele Anwendungen gut geeignet. Nachteile: Relativ schwer, eingeschränkte Wahl der Blickwinkel, nur eingeschränkt für Hochformat verwendbar und immer auf Bodenniveau - falls keine passende Mauer, Äste, Felsen, oder ähnliches als Unterlage verfügbar sind.
  • Einbeinstativ - Im einfachsten Fall ein Stock mit einer Stativschraube am oberen Ende. In der Praxis aber eher platzsparend zusammenschiebbar, meist aus Rohrsegmenten bestehend, mit Anschluss für Stativkopf - oder sogar gleich einem eigenen Stativkopf - am oberen Ende. Ein Einbeinstativ kann die Kamera nicht komplett ruhig halten, sondern unterstützt diese immer nur. Dadurch werden zwar Verwackler reduziert, aber eben nicht genug um beispielsweise eine Langzeitbelichtung zu gestatten. Daher werden Einbeinstative vor allem als "Tragehilfen" genutzt, also etwa um bei Sportveranstaltungen ein schweres Teleobjektiv nicht ständig hochstemmen zu müssen. Die größten Vorteile des Einbeinstativs sind sein geringes Gewicht, das kleine Packmaß und die hohe Beweglichkeit. Gerade bei Fußballspielen sieht man die Profifotografen daher meistens mit Einbeinstativen am Feldrand sitzen / stehen.
  • Dreibeinstativ - Das "klassische" Fotostativ. Daher auch am häufigsten angeboten in unzähligen Ausführungen und Varianten. Im Folgenden geht es mir vor allem um diesen Stativtyp, daher später mehr zu diesem Typ. Bessere Dreibeinstative bieten die Möglichkeit, eines der Beine und / oder die Mittelsäule als Einbeinstativ zu verwenden.
  • Videostative - Eine Unterart der Dreibeinstative, die eben speziell für Videoaufnahmen ausgelegt sind. Meistens weit schwerer und sperriger wie Fotostative, aber eben auch stabiler. Der Grund: Während man einen Foto während der Aufnahme möglichst gar nicht berührt, um jede Verwacklung auszuschließen, muss man beim Filmen die Kamera schwenken oder zoomen. Daher muss ein Videostativ deutlich stabiler sein und größere Kräfte aufnehmen, wie ein Fotostativ - kostet daher aber meist auch deutlich mehr. Klassisch sind Videostative daran zu erkennen, dass sie keine dünner werdenden Beinsegmente nutzen, die ineinander geschoben werden, sondern untere Beinsegmente mit je zwei gleich starken Segmenten "umgeben". (Siehe Bild) Außerdem setzen sie praktisch immer auf (mindestens) eine Spinne zwischen den Beinen.
  • Tischstative - Meist einfach ein klein ausgefallenes Dreibeinstativ. Klein, handlich, billig, erfüllt den Zweck - solange die Kamera und das Objektiv nicht zu schwer werden. Aber ansonsten in vielen Fällen durchaus nutzbar.
  • Klemmstative - Gibt es in sehr verschiedenen Varianten. Manchmal ähneln diese am ehesten einer Schraubzwinge mit Stativgewinde. Dann kann man sie extrem fest beispielsweise an Tischplatten fixieren. Oder in noch kleinerer Form zur Befestigung am Autofenster, um direkt aus dem Auto heraus stabilisierte Aufnahmen machen zu können. Die häufigste Form sind jedoch Klemmstative mit drei flexiblen, verformbaren, gummierten Beinen, die man beispielsweise um Äste, Geländer oder Pfosten herum fixieren kann, aber auch wie ein Tischstativ einfach aufstellen kann. Sehr flexibel einsetzbar.
  • Sonstige Stative - Es gibt logischerweise noch jede Menge Spezialstative, etwa Vierbeinige Stative für besonders stabilisierte Aufnahmen, Saugnapf-Stative, die man an glatten Flächen fixieren kann, Flaschenstative, mit denen man Getränkeflaschen als Tischstative missbrauchen kann, und so weiter. Aber um solche soll es mir im Folgenden nicht gehen.

Aufbau eines Dreibeinstativs

Ein klassisches Dreibeinstativ besteht aus folgenden Komponenten (von oben nach unten):

  • Stativkopf - Genaugenommen gar kein Bestandteil des Stativs und wird weiter unten noch separat erläutert, aber da vor allem bei billigen Stativen der Kopf fest mit dem Stativ verbunden ist, wollte ich diesen hier eben noch erwähnen.
  • Anschlussbolzen für Stativkopf - Standard sind heute 3/8" Gewinde, es gibt aber auch 1/4" Gewinde, wie zur Kamera. Dieser Bolzen entfällt logischerweise, wenn der Stativkopf nicht abnehmbar ist. Manche Stative bieten auch einen wechselbaren Bolzen, um für verschiedene Köpfe vorbereitet zu sein.
  • Mittelsäule - Eine manchmal sogar selbst ausziehbare Stange / Röhre, um die Höhe des Aufnahmepunktes weiter zu vergrößern. Da darunter die Stabilität leidet, vermeiden Profis das Ausziehen der Mittelsäule wann immer möglich. Daher ist auch nicht die maximale Höhe eines Stativs mit Mittelsäule, sondern ohne eine solche der aussagekräftigere Wert. Manche Stative verzichten daher sogar komplett auf die Mittelsäule. Unten an der Mittelsäule ist in vielen Fällen ein Haken zum Beschweren des Stativs angebracht, um damit die Stabilität des Ganzen zu erhöhen. Für bodennahe Aufnahmen kann man bei besseren Stativen die Mittelsäule umdrehen und damit die Kamera in Reprostellung betreiben, manche Stative bieten auch verkürzte Mittelsäulen oder "Bodenadapter", um auch mit der Kamera über der Schulter bodennah zu kommen.
  • Stativschulter - Das Verbindungsstück zwischen Mittelsäule (falls vorhanden) und den Beinen. Hier sitzen die Gelenke der Beine, die natürlich entscheidend für die Stabilität sind. Moderne Stative erlauben hier für gewöhnlich auch eine Einstellung des Beinwinkels, im Idealfall wird sogar das Überklappen der Beine ermöglicht, was sich sehr positiv auf das Packmaß auswirkt und weitere Vorteile bietet. Außerdem bieten einige wenige Stative die Möglichkeit, die Mittelsäule zu schwenken, wozu dann an der Stativschulter ebenfalls ein entsprechendes Gelenk sitzt - unglaublich praktisch für Makro- oder Repro-Fotografie, aber leider auch meist relativ instabil.
  • Stativbeine - Die eigentlich wichtigsten "tragenden" Teile des Stativs. Meist in mehrere Segmente zerlegt und dadurch für den Transport zusammenschiebbar. Je mehr Segmente die Beine haben, umso kleiner fallen die einzelnen Segmente für gewöhnlich aus und umso kleiner wird somit das Packmaß. Allerdings sinkt auch mit jeder Unterteilung die Stabilität.
  • Stativbeinklemmung - Mit dieser werden die einzelnen Segmente der Beine im gewünschten Auszugszustand fixiert. Gebräuchlich sind Schnellverschlüsse und Drehklemmen. Bei Schnellverschlüssen sollte es eine Einstellmöglichkeit geben, um die Klemmwirkung nachstellen zu können, sonst schließen diese irgendwann nicht mehr richtig, wenn sie etwas ausgeleiert sind. Es gibt aber auch spezielle Verschlüsse, die es beispielsweise erlauben, alle Segmente an einem Bein mit nur einem Dreh zu fixieren. Billigere Lösungen verzichten manchmal sogar auf explizite Klemmen, sondern setzen darauf, dass die Segmente bei Maximalauszug einrasten oder durch drehen blockiert werden. Dann lassen sich aber leider keine individuellen Längen mehr einstellen.
  • Spinne - Die Spinne ist eine Querverbindung zwischen den Stativbeinen ein ganzes Stück unterhalb der Stativschulter. Diese erhöht die Stabilität auf Kosten der Variabilität, denn variable Stativbeinwinkel sind mit Spinne natürlich nicht möglich. Viele billige Stative besitzen eine Spinne, um deren labilen Stativbeine zu stützen. Aber auch sehr hochwertige Stative verfügen über Spinnen, wenn keine veränderlichen Beinwinkel gefragt sind.
  • Stativfüße - Die meisten Stative haben Gummifüßchen, in vielen Fällen kann man diese aber gegen Stahl-Spikes tauschen oder es lassen sich Spikes herausdrehen, um in der Natur einen sicheren Stand zu gewährleisten. Große, schwere Stative haben teilweise auch richtig große, abgeflachte Füße mit großer Auflagefläche. Letztlich müssen die Füße den sicheren Halt auf dem Boden garantieren, d.h. billige kleine Plastikfüßchen können ein Stativ nutzlos werden lassen und nur Stahlspikes sind ein Debakel, wenn man Aufnahmen auf dem teuren Parkett beim Kunden machen möchte.

Materialien

Es werden die verschiedensten Materialien verwendet, auch in verschiedensten Kombinationen. Das gebräuchlichste Material für die Beine ist definitiv Aluminium. Mit unterschiedlichen Durchmessern der Beine und Wandstärken der Rohre werden sowohl billigste Kruscht-Stative, als auch hochwertige Profi-Stative aus diesem Material erstellt. Karbonfaser ist leichter und stabiler als Aluminium, aber auch wesentlich teurer. Es findet daher nur in hochpreisigen Profiprodukten Verwendung. Selten gibt es auch noch Stative aus Holz, obwohl diese eher früher üblich waren und nur noch selten hergestellt werden - dennoch sind dies oft sehr gute Stative.

Die Stativschulter ist bei Billigprodukten meist aus Kunststoff, bei guten Stativen hingegen komplett aus Metall. Es kommen dabei die unterschiedlichsten Metalle und Legierungen zum Einsatz, oft auch hier Aluminium, aber zum Gewichtsparen manchmal eben auch Magnesium oder sogar Titan.

Die Stativbeinklemmen gibt es sowohl aus Kunststoff, wie auch aus Metall. Letztere sind natürlich robuster, aber auch Kunststoffklemmen können durchaus Qualitativ in Ordnung sein.

Stativköpfe

Es gibt unterschiedlichste Stativköpfe (oft auch "Neiger"), aber am häufigsten anzutreffen sind vor allem zwei Varianten:

  • Kugelköpfe - Die Kamera sitzt auf einem in alle Richtungen frei beweglichen Kugelgelenk, welches mittels einer Klemmverbindung (meistens eine Schraube) in jeder beliebigen Stellung fixiert werden kann. Vorteil: Jeder beliebige Ausrichtung ist sehr schnell und einfach zu erreichen. Außerdem kann man bei den meisten Kugelköpfen über die "Friktionsschraube" die Leichtgängigkeit justieren und somit individuell der angeschlossenen Kamera anpassen. Nachteil: man muss die Kamera stets komplett neu ausrichten. Ein Schwenk um nur genau eine Achse ist schwierig / wird nicht unterstützt.
     Da beim Fotografieren von Panoramen eine feste Drehachse wichtig ist, bieten immer mehr Kugelköpfe zusätzlich zum Kugelgelenk noch eine integrierte horizontale Panoramaebene, welche separat fixiert werden kann.
  • Dreiwegekopf, Kinokopf, 3D-Köpfe bzw. 3D-Neiger - Hierbei handelt es sich um eine Reihe von Drehachsen / Drehgelenken, die unabhängig voneinander gelöst bzw. fixiert werden können. Dies ermöglicht exakte Schwenks, weshalb diese Stativköpfe beim Filmen einem Kugelkopf immer überlegen sind. Auch Panoramen lassen sich so einfach erstellen, sogar vertikale Panoramen, die von Kugelköpfen eigentlich nie unterstützt werden. Eine Variante des 3D-Kopfes stellt der Panoramakopf dar. Quasi spezialisiert auf Panoramen sind hier eine Gradeinteilung an der man die aktuelle Ausrichtung ablesen kann und Wasserwagen / Libellen für die exakte Ausrichtung Pflicht. Ansonsten verschwimmen die Grenzen zu diesem Untertyp allerdings.

Daneben gibt es natürlich noch viele weitere Varianten, etwa:

  • Schnellklemmkopf bzw. Joystickkopf oder auch "Action-Grib" - Kugelköpfe, bei denen eine Feder die Klemmung durchführt, so dass der Druck einer Taste / das Betätigen eines Hebels ausreicht, die Arretierung zu lösen und das Loslassen die Position fixiert. Daher besonders schnell bedienbar. Aufgrund der Feder sind diese Köpfe immer nur für bestimmte Gewichtsklassen an Kameras geeignet.
  • Hydraulisch gedämpfte - bzw. Fluid gedämpfte - Köpfe - ermöglichen eine besonders "weiche" Kameraführung und sind daher im Videobereich besonders gefragt.
  • Getriebeneiger - Ermöglichen eine besonders exakte Ausrichtung und eine einfache Korrektur der Ausrichtung um kleine Winkel. Ausserdem verhindern die selbsthemmenden Zahnräder das Wegkippen der Kamera.
  • Gimbalkopf - Eine besondere Art von "Aufhängung" für die Kamera, die vor allem bei sehr großen, schweren Objektiven eine schnelle Verfolgung des Motivs ermöglicht. Verhindert das "Wegkippen" der Kamera, da sie im Gegensatz zu allen anderen Köpfen bei einem Gimbal nicht über dem Kopf "balanciert", sondern unter dem Kopf hängt.

Auch wenn manche Stativköpfe direkt an das Gewinde der Kamera geschraubt werden, ist es jedoch aus praktischen Überlegungen heraus wesentlich sinnvoller, noch eine Schnellwechselplatte zwischen Kamera und Stativkopf einzubringen. Da dies so universell sinnvoll ist, bieten die allermeisten Stativköpfe integrierte Schnellwechselplatten. Dazu im nächsten Punkt mehr.

Schnellwechselplatten

Der Zweck einer Schnellwechselplatte sollte einleuchtend sein: Um die Kamera schnell und sicher / stabil mit dem Stativ verbinden zu können und bei Bedarf diese Verbindung auch genauso schnell wieder lösen zu können, ist es ungeschickt, wenn man jedesmal erst umständlich eine kleine Schraube in das Stativgewinde der Kamera hinein zu zielen und diese dann irgendwie unter Verrenkungen anzuschrauben. Die Schnellwechselplatte setzt genau hier an, indem man eine Art kleines Verbindungsstück / eine Art Adapter an der Kamera anschraubt - die Schnellwechselplatte selbst. Das ist viel einfacher / leichter, weniger fummelig und vor allem bleibt die Kamera auch mit befestigter Schnellwechselplatte (fast) voll einsatzbereit.

Es gibt fast jede erdenkliche Form von Schnellwechselplatten. Am häufigsten sind rechteckige, aber von kreisrunden Platten, über fünf- und sechseckigen Platten, bis hin zu ovalen Platten ist schon fast alles ausprobiert worden. Grundsätzlich haben alle ihre Vor- und Nachteile. Kreisrunde Platten beispielsweise haben keine Vorzugsrichtung, können also komplett unabhängig von der Ausrichtung eingerastet werden und meist in der Aufnahme sogar noch gedreht werden - wobei letzteres von manchen schon als Nachteil gewertet werden dürfte. Rechteckige sind die am weitesten verbreitet. Diese kann man nur in zwei Richtungen korrekt einsetzen, was unter Umständen fummeliger ist. Dafür kann man manche dann in der Halterung ein wenig verschieben. Sechseckige sind quasi der Kompromiß zwischen Rund und Rechteckig: Sechs Vorzugsrichtungen, statt der zwei des Rechtecks und den unbegrenzten der runden Platte, genau wie rechteckige rotationsstabil.

Leider muss noch mehr übereinstimmen wie nur die Grundform, damit eine Platte / eine Aufnahme zwischen zwei Systemen ausgetauscht werden kann. Daher bietet es sich an, auf große, etablierte Standards zu setzen. Nur leider gibt es mehrere: Man kann auf eine der großen Marken setzen, aber selbst bei denen (etwa Manfrotto) gibt es teilweise verschiedene, inkompatible Systeme. Bei den Profisystemen hat sich der Arca-Swiss Standard durchgesetzt, nur sind die entsprechenden Stative / Köpfe auch entsprechend teurer - und obwohl das System zweifellos sehr stabil und zuverlässig ist, das praktischste und am schnellsten zu bedienende ist es leider auch nicht.

Befestigungssysteme der Schnellwechselplatten-Aufnahmen

Alle mir bekannten Schnellwechselplatten setzen darauf, dass die Platte in der Aufnahme festgeklemmt wird. Allerdings gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze:

  • Durch Federdruck festgeklemmte Platten. Da hierbei immer nur ein begrenzter Druck zur Verfügung steht, wird diese Methode eigentlich nur eingesetzt, wenn die Platte ohnehin in keine Richtung "davongehen" kann und nur noch arretiert werden muss. Meist gibt es dann einen Hebel mit dem man - entgegen der Federkraft - die Platte wieder freigeben kann. Um eine versehentliche Freigabe und damit den Absturz der teuren Kamera zu vermeiden, gibt es bei manchen Modellen noch eine Sicherung, die erst gelöst werden muss, ehe der Hebel die Platte freigeben darf.
  • Schraubklemmungen sind die zweite Möglichkeit. Diese Methode ermöglicht eine sehr feste Verbindung zwischen Platte und Aufnahme, ist aber umständlicher zu bedienen. Wenn - wie beim professionellen Arca-Swiss - zudem die Platte sogar noch eine "offene" Richtung in der Aufnahme besitzt, also bei zu schwacher Klemmung sogar "herausrutschen" könnten, haben diese Aufnahmen meisten ebenfalls noch eine Sicherung, die dann aber nicht die Schraube sichert, sondern das Herausrutschen entlang der offenen Richtung verhindert.

Qualitätsmerkmale

Die Wechselplatte hat einen vergleichsweise kleinen Einfluß auf die Gesamtstabilität der Konstruktion, solange man nicht den allergrößten Murks betrachtet, der herumwackelt wie ein Kuhschwanz. In den allermeisten Fällen, ja sogar beim billigen Kunststoff-System meines 30 Euro Billig-Stativs, leidet die Stabilität kaum. Der Grund: Die Platte wird über die Verbindungsschraube mit einer vergleichsweise großen Fläche an die Kamera angepresst. Dadurch besteht eine relativ stabile Verbindung, selbst wenn die Platte aus Kunststoff besteht. Und wenn die Designer des Schnellwechselsystems nicht völlig versagt haben, ist es nicht schwierig, die Platte dann ausreichend stabil in der Aufnahme zu fixieren.

Das soll nicht andeuten, dass man auf die Schnellwechselplatte nicht achten muss. Wie oben angedeutet ist es zunächst sinnvoll, dass man für alle seine Stative immer das selbe System / kompatible Systeme einsetzt, um die Kamera zwischen den Stativen hin- und herwechseln zu können, ohne die Platte tauschen zu müssen. Dann sollte das System eine ausreichende Stabilität und vor allem Sicherheit bieten. Ganz ohne Sicherung ist es schon recht mutig, seine Kamera einem System anzuvertrauen, welches bei geringster Fehlbedienung die Kamera fallen läßt!

Beachten sollte man noch, dass es leider oft vorkommt, dass die aufgeschraubte Schnellwechselplatte an der Unterseite der Kamera den Zugang zum Akku-Fach - oder manchmal sogar zur Speicherkarte - verhindert. Das ist ärgerlich, aber leider so verbreitet, dass man es nicht zum Ausschlußkriterium machen sollte, sonst bleibt einem nur wenig Auswahl - und die besteht dann aus sehr kleinen Platten, die damit automatisch weniger Stabilität bieten...

Makroschlitten / Einstellschlitten / Kreuzschlitten

Bei der Makrofotografie ist die Schärfentiefe im Bild manchmal nur Bruchteile eines Millimeters tief und in jedem Fall so dünn, dass eine exakte Einstellung unbedingt erforderlich ist, um überhaupt den gewünschten Teil des Motivs scharf zu bekommen. Man könnte dies nun durch sehr feinfühlige Justierungen am Fokusrad versuchen zu erreichen, nur sind derart feine Korrekturen so kaum realisierbar, zum anderen wünscht man sich bei den meisten Bildern die maximal erreichbare Vergrößerung des Motivs, also der größtmögliche Abbildungsmaßstab - was nur bei minimaler Fokusentfernung gegeben ist. Daher verwendet man im Makrobereich selten den Fokusring um das Bild scharf zu stellen und ändert stattdessen den Abstand zum Motiv, indem man mit der Kamera vom Motiv weg oder näher heran rückt. Bei Fast-Makro-Aufnahmen mag dies noch durch das Bewegen der Kamera in der Hand möglich sein, aber wenn es um zehntel Millimeter geht - und vor allem, wenn ohnehin ein Stativ genutzt werden soll, um Verwackler zu vermeiden - wird die Änderung des Abstandes schwierig, denn genau dieser läßt sich mit den üblichen Stativköpfen ja gar nicht anpassen.

Rechteckige Schnellwechselplatten ermöglichen (je nach Modell, etwa bei den Arca-Swiss kompatiblen Profi-Modellen), dass die Platte in einer Richtung ein wenig in der Aufnahme hin und her verschoben werden kann. Richtet man die Wechselplatte entsprechend aus, kann man diese Methode gut für kleinere Korrekturen nutzen.

Um feinfühliger, exakte Einstellungen vorzunehmen, bieten sich hingegen Makroschlitten an. Ein Makroschlitten ist im Prinzip nur eine Kamerafixierung, die entlang einer Führungsschiene mittels Schraube exakt verschoben werden kann - und normalerweise auch in jeder Position fixiert werden kann. Auch hier gibt es enorme Qualitätsunterschiede: Die billigsten Schlitten sind wackelige 10 Euro Teile, die teuersten bewegen sich im Bereich von 300 Euro. Bei billigen Schlitten wird die Kamera auf der Führungsschiene angeschraubt, während sich die Befestigung am Stativ darunter hin- und her bewegen kann. Teure Modelle fixieren eher die Schiene und bewegen darauf den Schlitten, der im Idealfall sogar noch eine eigene Schnellwechselaufnahme bietet.

Im extremen Makro-Bereich ist neben dem Scharfstellen selbst das seitliche Einstellen des Bildausschnittes eine echte Herausforderung. Daher gibt es auch sogenannte Kreuzschlitten. Dabei sind zwei Einstellschlitten im 90 Grad Winkel miteinander verbunden und ermöglichen es neben dem Abstand zum Motiv auch noch die seitliche Ausrichtung exakt einzustellen. Im Makrobereich ist dies jedoch fast unnötiger Luxus. Richtig sinnvoll wird dies im Bereich der Panoramafotografie, um den Nodalpunkt korrekt einzustellen. Dazu mehr unter dem Punkt "Nodalpunkt-Adapter".

Sonstiges

Es gibt noch zahllose weitere Befestigungssysteme, die mir im Moment aber entweder nicht wichtig genug sind, um darauf detailiert einzugehen, oder mit denen ich bislang schlicht noch nichts zu tun hatte. Ein paar will ich hier aber noch kurz erwähnen:

  • Nodalpunktadapter - Ein komplizierter Name für eine interessante Konstruktion. Dieser Adapter ermöglicht es die Kamera genau so über die Drehachse des Stativkopfes zu plazieren, dass die Drehachse genau durch die Mitte der Eintrittspupille des Objektivs läuft. Wozu das Ganze? Nun ja, wenn man die Kamera genau so plaziert hat, gibt es beim Drehen entlang dieser Achse keine Verschiebung / keinen Versatz in den Aufnahmen, egal wie man die Kamera dreht. Dadurch lassen sich die dann angefertigten Aufnahmen mit dem geringsten Aufwand und der besten Qualität zu einem Panorama zusammenfügen.
     Der "Nodalpunkt" ist übrigens ein bestimmter Punkt in einem optischen System, der aber in der Praxis kaum je mit dem Drehpunkt zusammenfällt, welchen man mit dem Nodalpunktadapter eigentlich einstellt. Daher ist die Namensgebung ziemlich irreführend...
  • Panoramaplatte - Einfach eine drehbare Platte / Scheibe, welche zwischen Stativkopf und Kamera oder zwischen Stativ und Stativkopf montiert werden kann. Mit der Panoramaplatte ist bei Kugelköpfen eine Drehung um eine feste Drehachse für Panoramaaufnahmen möglich, die sonst nicht so einfach durchführbar wäre. Inzwischen bieten aber immer mehr Kugelköpfe schon von Hause aus eine integrierte Panoramaplatte an, so dass die separaten Panoramaplatten seltener benötigt werden. 3D-Neiger benötigen diese ohnehin nicht, da diese von Hause aus feste Drehachsen besitzen.
  • Nivelliervorrichtungen - Werden zwischen Stativ und Stativkopf bzw. zwischen Stativ und Panoramaplatte einefügt und ermöglichen eine super exakte Ausrichtung des Stativs "im Wasser", also mit absolut lotrechter Ausrichtung der Achse des Kopfes darüber. Teure Stative haben manchmal sogar bereits eine Nivelliervorrichtung integriert.
  • Vertikalschiene oder auch L-Schiene - Um Kameras auch im Hochformat auf dem Stativkopf fixieren zu können. Eigentlich nur eine L-förmige Schiene, die auf der einen Seite am Stativkopf / der Schnellwechselaufnahme befestigt wird und an der anderen Seite wird dann die Kamera befestigt.
  • Panorama-Kopf - Im Prinzip eine Kombination aus optionaler Nivelliervorrichtung, Panorama-Platte, Kreuzschlitten und optionaler Vertikalschiene. Mit entsprechender Qualität ein extrem teurer Kopf, für den man leicht 400-500 Euro liegen lassen kann - oder natürlich auch viel mehr.
  • Beleuchtungsstative - Stative speziell dafür, daran Lampen, Blitze, Hintergründe, Reflektoren oder Abdunkler zu befestigen. Gibt es in den unterschiedlichsten Größen, Ausführungen, Qualitäten, etc... Mit den verschiedensten Ergänzungen eine ganz eigene Kategorie. Dazu mehr unter Beleuchtung.